Ziel des Projektes ist die Sammlung des Audio-Visuellen Erbes der Stadt Saalfelden in einer Sammlung von Interviews mit Zeitzeugen, die über das Leben in Saalfelden der letzten 50 bis 90 Jahre aus erster Hand berichten.
Im Mittelpunkt der Oral History stehen vor allem Menschen, die selbst keine (schriftlichen) Quellen hinterlassen würden. Historiker, die in ihren Methoden stark an Quellen gebunden sind, laufen Gefahr den Personenkreis in ihrer Betrachtung nicht zu berücksichtigen, die keine bis wenige schriftliche Quellen hinterlassen. Ein ganzheitlicher Blick auf eine Epoche ergibt sich erst durch Betrachtung verschiedener Individuen und soziokultureller Milieus. Diese Sichtweisen, Ereignisse und Lebenswelten werden durch die Interviews erst greifbar.
Oral History muss bei den Interviews andere Wege gehen als die herkömmlichen.
Der/die Interviewte sollte einen selbstbestimmten Zugang zu seinen Erinnerungen, Emotionen und Standpunkten finden. Die persönliche Schwerpunktlegung steuert das Interview und stellt mit ein Qualitätsmerkmal dieser Interviews dar.
Beschreibung der Projektstrategie - Ausgangssituation
Über Jahrhunderte hinweg wurde Zeitgeschichte meist in Form von Gegenständen, die gezeigt und bestmöglich beschrieben wurden, schriftlichen Zeitdokumenten in Form von Niederschriften bzw. persönlichen Dokumenten und Bildern von Objekten, Landschaften und Menschen gesammelt und ausgestellt.
Der gesamte Zugang zur Zeitgeschichte eines Ortes konnte großteils nur durch diesen sehr statischen, unpersönlichen Zugang erfolgen. Bestimmte Personenkreise überlieferten ihre Geschichte nur minimal bis gar nicht und wurden aus der historischen Betrachtung z.T. ausgeblendet.
Die Gestik und Mimik sowie die persönlichen Zugänge zu historischen Ereignissen bleiben oft unbeachtet und gehen verloren. Historisch Interessierte oder z.B. Schüler, die für ihre Auseinandersetzung mit der Geschichte ihres Ortes suchen sind auf „verstaubte“ Archive bzw. auf den guten Willen der Institutionen angewiesen, die dieses geschichtliche Wissen aufbewahren und können nur einen Bruchteil der Geschichte des Ortes erfassen.
Ebenso ist der Zugang zur Geschichte Saalfeldens aus der Entfernung (sei es für Historiker oder z.B. Saalfeldner die die Gemeinde verlassen haben) nur unter grossen Mühen möglich.
Hier setzt dieses Projekt an:
Aus der Perspektive und mit den Worten jener, die die letzten 50-90 Jahre erlebt haben, soll ein Querschnitt durch die Saalfeldener Gesellschaft in Erlebnis-, Erfahrungs- und Erinnerungswelten des 20. und 21. Jahrhunderts abgebildet werden und ein Stück Saalfeldner Geschichte von der Ersten Republik, den Zweiten Weltkrieg, die Umbrüche der 68-er Generation bis zur Gegenwart bewahrt werden.
Lebenswelten, Traditionen und Bräuche in der jeweiligen kulturellen Prägung sollen dokumentiert werden, wie Strukturen, Zeittypisches, Brüche und Kontinuitäten, der Einfluss der „großen“ Welt der Politik auf individuelle Lebensbereiche sowie persönliche Schicksale und prägende Veränderungen innerhalb Saalfeldens.
Das Projekt sammelt auf Basis von Video-Interviews einen Bestand von Zeugnissen, der alle Lebensbereiche der Saalfeldner Gesellschaft in ihren sozialen und kulturellen Ausprägungen umfasst.
Die digitale Aufbewahrung stellt eine fachgerechte Archivierung der Gespräche sicher und ermöglicht die Verwendung zur wissenschaftlichen und biografischen Forschung sowie zur pädagogischen und medialen Nutzung.
Die Idee zu diesem Projekt lieferte der Filmemacher Thomas Junker; unter der fachlichen Leitung der Kustodin des Museums Schloss Ritzen in Saalfelden, Dr. Andrea Dillinger, werden die jeweiligen Personen und deren Hintergründe recherchiert. Die Interviews werden in Zusammenarbeit zwischen Dr. Andrea Dillinger und Thomas Junker bearbeitet.
Die Koordination des Projektes wird von Oliver Schuh-Dillinger durchgeführt.
Die aktuellen technischen Möglichkeiten geben uns einen neuen, lebendigeren Zugang zu unserer eigenen Geschichte.